Herzog-Christian-August-Gymnasium

Sulzbach-Rosenberg

Odyssee – wo, bitte, geht’s nach Ithaka?

In einem furiosen Abend hat die Mittelstufen-AG des HCA eine kreative und mit modernen, humorvollen und lustigen Elementen versehene Version der Odyssee präsentiert. Den Text dazu hat, neben einigen Szenen, die von den Schauspielerinnen selbst verfasst wurden, das P-Seminar Latein erstellt, ebenso wie die Kostüme, die Requisiten und die Spezialeffekte, wobei auch die Technik-AG des HCA selbst am Wochenende im Einsatz war, um Licht und Ton, sowie die neuen Bühnenvorhänge einsatzbereit zu machen.

Das Stück selbst begann mit einem Rückblick in die Geschichte des trojanischen Krieges. Hier konnten die Besucherinnen und Besucher ganz neue Seiten verschiedener mythologischer Figuren kennenlernen. So stellte Paris ziemlich schnell fest, dass die schöne Helena sehr selbstbewusst war und eine Schimpftirade nach der anderen über ihn und seine Crew ergoss („Wenn Dummheit blau machen würde, wärst du Papa Schlumpf!“), gespickt mit Kommentaren über Männer, die einfach keinen Sinn für Romantik haben. Aber auch ihr eigentlicher Ehemann Menelaos bekam sein Fett ab („Zehn Jahre um diese mickrige Stadt zu erobern? Sag mal, hast du dich überhaupt angestrengt um mich zu retten?!“).

Ähnlich undamenhaft benahmen sich die drei Göttinnen Hera, Athene und Aphrodite bei ihrem Streit darum, wer denn nun die Schönste sei. Da wurde mit Kraftausdrücken nicht gespart („Fischgesichter!“ „Hirnies!“), aber auch Kommentare unter der Gürtellinie durften nicht fehlen („So weise kannst du gar nicht sein Hera, wenn du immer noch mit Zeus zusammen bist!“). In der Folge kam es zum Trojanischen Krieg, dargestellt von der Theater-AG in einem furiosen Schwertkampf (KEINE ECHTEN SCHWERTER NATÜRLICH!). Auch wenn sich Helena und Klio, die Muse der Geschichtsschreibung und Erzählerin des Stückes, schrecklich langweilten dabei („Immer diese Männer! Nur kämpfen im Kopf!“). Zum Glück fanden sie eine alternative Beschäftigung – sie spielten „Kiss-Marry-Kill“ – was natürlich deutlich weniger brutal war…äh… .

Schließlich hatte Odysseus die rettende Idee mit dem Pferd und die Griechen konnten sich total versteckt und heimlich (hinter der Pferdeattrappe) nach Troja einschleichen und gewinnen.

Auf seiner Irrfahrt erlebte Odysseus nun eine Reihe von Abenteuern, wobei er nicht selten vor übermenschliche Herausforderungen gestellt wurde – zum Beispiel Stürme des wütenden Gottes Poseidon und dass der Wein ständig leer war. Auch seine rhetorisch geschickte und sehr bescheidene Verabschiedungsrede konnte er einfach nie zu Ende bringen („Ihr werdet den Tag nicht vergessen an dem ihr beinahe den großen, den fantastischen, den schlauen…usw.“) – mal störten ihn dabei der Stein eines Zyklopen und ein Ruder, dann der Gott Hermes oder die Göttin Athene und zu guter Letzt noch seine Frau Penelope höchstselbst („Schluss mit deinen Reden, hier, Boden aufwischen, schließlich hast du dich 20 Jahre vor der Hausarbeit gedrückt!“). Die lakonische und weise Antwort des Odysseus darauf: „Happy wife, happy life.“

Apropos Frauen – auch hier bewies Odysseus einen messerscharfen Verstand, denn jede Frau auf seiner Irrfahrt, egal ob Kirke, Kalypso oder Penelope kam ihm irgendwie bekannt vor – sie wurden schließlich von derselben Schauspielerin gespielt. Mit den ersten beiden verliefen die Begegnungen jedoch nicht unbedingt einvernehmlich – Kirke verwandelte seine Crew in Schweine – zum Glück hatte Odysseus Vitamin B und Hermes half ihm aus dieser Situation heraus. Kalypso hielt ihn auf ihrer Insel gefangen unter wahrhaft schauderhaften Haftbedingungen – Liegestuhl am Strand und Wein. Aber auch daraus – ähm – rettete Hermes ihn.

Nachdem Odysseus mit seiner Crew einen Abstecher in die Unterwelt gemacht haben, wo der Seher Teresias ihnen nach hartnäckigem drängen den Weg nach Hause gewiesen hat („Was zum Tartarus soll das heißen? Kommen wir nach Hause – ja oder nein?!?“ „O tempora, o mores, die heutige Jugend, keinen Sinn mehr für…usw. etc. ppp. … Jo, du kommst zurück in dein Hood – oder wie auch immer ihr euch heutzutage ausdrückt!“), kam Odysseus endlich zurück nach Ithaka.

Dort musste er jedoch erst noch seinen Palast zurückerobern, der war nämlich von einer Horde Bier saufender Männer besetzt, die seine Frau heiraten wollten. Aber auch das vollbrachte Odysseus und war schließlich mit seiner Familie wieder vereint – wobei sein Sohn ihn zunächst nicht erkannte und ihn mit einem Schwert angriff – zum Glück verlor niemand eine Hand oder schlimmeres, denn Odysseus gab sich gerade noch rechtzeitig als sein Vater zu erkennen. Klio fand dies jedenfalls sehr inspirierend, wer weiß, welche Geschichte daraus noch werden wird?

Insgesamt war es ein rundum gelungener und sehr unterhaltsamer Abend, gemessen an den Reaktionen des Publikums. Daher kann man im Sinne von Odysseus nur sagen: „Happy audience, happy actors!“