Herzog-Christian-August-Gymnasium

Sulzbach-Rosenberg

„Schichtwechsel“ – Nürnberg aus dem Blickwinkel eines Straßenkreuzer-Verkäufers

Eine Stadtführung in Nürnberg hat wohl fast jeder schon einmal mitgemacht. Über den Straßenkreuzer-Verein konnten wir aber im Rahmen des Projekttags eine ganz besondere Stadtführung erleben. Steve Zeuner, der Sprecher der Straßenkreuzer-Verkäufer, gewährte einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern einen Einblick in sein Nürnberg und sein Leben.

Unser Treffpunkt war in Bahnhofsnähe. So konnte Steve uns gleich vor Ort von sich und vom Leben als Obdachloser erzählen. Mit seinen Informationen aus erster Hand brachte er den Jugendlichen die Situation der Obdachlosen in Nürnberg sofort nahe. Als Polizeioberkommissar Rainer Brandl dann kurz darauf unserer Gruppe seinen Wirkungsbereich der Königstorpassage vorstellte, sahen alle bereits den Hauptbahnhof von einem anderen Blickwinkel als sonst, wenn sie die Gänge auf ihrem Weg von den Gleisen zur Innenstadt durchqueren. Mit viel Herzblut und Überzeugung versuchen Brandl und sein Team die Köpa für alle sicher zu halten und gleichzeitig ein Ansprechpartner für die Obdachlosen zu sein.

Anschließend führte Steve die Gruppe noch an einige andere Orte, die für Obdachlose oder auch für ihn persönlich von Bedeutung sind: die „Rampe“, der Skulpturengarten, die Schlafstelle für obdachlose Jugendliche und das Urban Nomads-Projekt von Winfried Baumann. An jeder dieser Stellen gab es Anknüpfungspunkte an sein Leben und es war bewegend, mit welcher Ehrlichkeit und Offenheit er von sich erzählte und Fragen beantwortete.

 

Als Mensch, der in seinem Leben schon viel gesehen und erlebt hat, konnte sich Steve Zeuner einen beeindruckenden Willen bewahren, seinem Leben wieder einen Rahmen zu geben und sich auch für andere zu engagieren. Dabei ist er sich gleichzeitig bewusst, dass ihm dabei bestimmte Personen geholfen haben, durch die er nun in der Gesellschaft wieder Fuß fassen konnte und die ihm ein soziales Netz bieten, für das er sehr dankbar ist.

Nach zwei Stunden kamen wir wieder zum Bahnhof zurück. Als Abschluss zeigte uns unser Stadtführer noch die Pfandtonne im Nürnberger Bahnhof. Dort kann man Pfandflaschen einwerfen, deren Erlös Einrichtungen wie dem Straßenkreuzer zugutekommt.

Die Eindrücke des Vormittags haben sicher unsere Sicht auf manche Dinge verändert und werden uns die Königstorpassage im Nürnberger Bahnhof das nächste Mal mit anderen Augen durchqueren lassen. Vielen Dank an den Straßenkreuzer-Verein für die Organisation der Führung und an Steve Zeuner für seine Offenheit und sein Engagement.

 

OStRin Frauke Reiß,
Koordinatorin von “Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage”