Herzog-Christian-August-Gymnasium

Sulzbach-Rosenberg

Waldexkursion zum Trimm-Dich-Pfad

Die enkeltaugliche Bank

Im Rahmen der bayernweiten „Woche der Nachhaltigkeit und Gesundheit“ unternahmen die Schülerinnen und Schüler der vier neunten Klassen am 18.10.2023 eine Waldexkursion. Forstdirektor Klaus Bichlmaier erklärte im Naherholungsgebiet Obere Wagensass den SchülerInnnen am Beispiel Forst die drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Wirtschaft und Soziales.

Der stellvertretende Betriebsleiter des Forstbetriebs Schnaittenbach spann dabei einen hochinteressanten Bogen vom mittelitalienischen Orden der Kamaldulenser im vierzehnten Jahrhundert über die kleine Eiszeit im Mittelalter bis hin zum Club of Rome und seiner vielbeachteten Studie „Die Grenzen des Wachstums“ 1972.

Schon etwa 1350 wurden italienische Mönche nachweislich von ihrem Abt angewiesen, dem Wald nicht mehr Holz zu entnehmen als nachwächst.

Im Mittelalter war Holz knapp. Es wurde den Wäldern zum Heizen, zum Einschmelzen von Eisenerzen, zum Abstützen von Bergwerksstollen und nicht zuletzt zum Salzsieden in großen Mengen entnommen. Hans Carl von Carlowitz verfasste nach einer Grande Tour durch Europa das Buch Sylvicultura oeconomica, das 1713 in Leipzig erschien und vor einem weiteren Raubbau am Wald warnte.

Nach und nach begannen die Menschen nun Techniken des Aufforstens zu erlernen und anzuwenden, wobei Samen aus Früchten gezielt extrahiert und geplant wieder ausgebracht wurden.

Dabei entstanden zunächst viele Monokulturen, deren Störanfälligkeit Bichlmaier sehr anschaulich mit dem Börsenhandel und dem hohen Risiko eines Investments in nur eine Aktie verglich.

Der deutsche Forstwissenschaftler Karl Gayer schuf dann in seinen Schriften „Die Forstbenutzung“ 1868 und „Der Waldbau“ 1880 zwei Standardwerke der Forstliteratur. Gayer unterstrich darin die Vorteile von Mischwäldern und natürlicher Verjüngung für die Bewahrung der Standortqualität. Damit erweiterte er den forstlichen Begriff von Nachhaltigkeit erstmals um eine ökologische Dimension.

Schließlich war der Förster mit seinen Ausführungen in der Neuzeit angelangt und erklärte die derzeitige Vielfalt von mindestens 30 verschiedenen Gehölzarten im Naherholungsgebiet und ihren weitestgehed selbstständigen Erhalt via Verbreitung von Früchten und Samen durch Waldbewohner wie Eichelhäher, Fuchs oder Marder und betonte die Notwendigkeit dieser heterogenen Kultur vor dem Hintergrund der nicht vorhersagbaren Auswirkungen des Klimawandels.

An der letzten Station der Exkursion, einer von einer Schülergruppe selbst gefertigten Bank, schloss der erfahrene Forstmann dann den Kreis zwischen Ökologie, Wirtschaft und Sozialem indem er die einprägsame Vokabel „Enkeltauglichkeit“ als Abschiedsgedanken zum Thema Nachhaltigkeit für die Schülerinnen und Schüler hinterließ.

StD Roland Merkl