Herzog-Christian-August-Gymnasium

Sulzbach-Rosenberg

Amberg-Sulzbacher Schülerakademie - was macht die eigentlich?

Die vier Amberger Gymnasien und das HCA-Gymnasium haben sich zusammengetan, um ihre besonders begabten Schülerinnen und Schüler auch besonders zu fördern. Dieses neuartige Angebot reicht von einem Italienisch-Kurs über den Bau von Musikinstrumenten bis hin zu zur Analyse von Filmen. Der Beitrag des HCA hieß in diesem Schuljahr „Highlights der Kunstgeschichte“. Die Teilnehmer bekamen die Möglichkeit, vier aktuelle Kunstausstellungen im süddeutschen Raum zu besuchen. Zwar gab es überall eine Führung, doch auch eine gründliche materialgestützte Vorbereitung zuhause wurde erwartet.

Natürlich ging es bei diesem Kurs ebenso darum, sich über die Jahrgangsstufen hinweg mit klugen Köpfen nicht nur aus dem eigenen Gymnasium, sondern auch aus anderen Schulen zu vernetzen.

Gruppenbild der Teilnehmer in München

Die Entstehungszeit der Bilder, die es in den besuchten Ausstellungen zu sehen gab, reichten vom späten Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Besonders interessant war es dabei, zu beobachten, welch langfristige Wirkung Innovationen von der Farbgebung bis hin zur Bildfindung in der europäischen Kunstgeschichte manchmal entfalten konnten.

Ein Beispiel: im Bild links stellt der venezianische Maler Giorgione um 1530 einen Christus dar, der sich scheinbar überrascht zum Betrachter umwendet und ihn über die eigene Schulter hinweg anblickt.

Giorgione Christus

Im Bild rechts sehen wir ein Selbstporträt des deutsch-amerikanischen Malers Lyonel Feininger von 1915, in dem sich Feininger in nahezu derselben Körperhaltung wie der Christus von Giorgione dem Betrachter zuwendet.

Der italienische Kunstschriftsteller Vasari schrieb bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts den Künstlern seiner eigenen Vaterstadt Florenz zu, dass bei ihnen der Entwurf („disegno“) im Vordergrund stehe, während bei den venezianischen Malern der Generation von Giorgione, Tizian und Tintoretto die Farbkomposition („colorito“) den Vorrang genieße und sie darüber die genaue Wiedergabe der Natur und der menschlichen Anatomie vernachlässigen würden.

Ganz ähnlich fiel auch die Kritik an dem englischen Landschaftsmaler William Turner dreihundert Jahre später aus, dem in der Presse seines Heimatlandes vorgehalten wurde, seine Gemälde seien „unfertig“, weil er sich allein auf Effekte der Farbe, des Dunstes und des Lichtes konzentriere und Gegenstände wie Gebäude immer weniger klar erkennbar seien.

William Turner "Santa Maria della Salute und Dogana" in Venedig

Interessant war auch zu beobachten, wie Lyonel Feininger im Vergleich zu Turner rund hundert Jahre später mit dem Licht umgeht: bei ihm lösen sich durchaus erkennbare Strukturen in Prismen, Dreiecke und andere geometrische Formen auf, je nachdem wie das Licht auf sie fällt. Feininger nahm damit Tendenzen des französischen Kubismus vor dem Ersten Weltkrieg auf, dem sich auch der junge Pablo Picasso verschrieben hatte, und interpretierte ihn auf eine einzigartige Art und Weise, die Feiningers „kristalline“ Architekturbilder unverwechselbar macht.

Lionel Feiniger "Der Dorfteich von Gelmeroda" (Thüringen)

StD Josef Witt