Auf den ersten Blick wirkt das alte Mikrophon eher schlicht: Ein langgezogener Ständer, langgezogener Kopf, matt-schwarze Färbung. Hinge nicht direkt dahinter das Bild einer Rede Gerhard Schröders, man würde es nicht als das Mikrophon des Bundestagsrednerpultes erkennen.
In einem alten Postgebäude der Stadt Cham befindet sich ein Museum der Superlative: Flächenmäßig das größte Rundfunkmuseum Europas, ausgestattet mit aberhunderten – trotz Alter weitgehend immer noch funktionstüchtigen – Tongeräten, angefüllt mit physikalischen Experimenten bis hin zur gigantischen Teslaspule. Das Rundfunkmuseum Cham wirkt wie eine Parallelwelt, in der die 1900er-Jahre nur einen Katzensprung von Susanne Daubner entfernt sind.
Am 3.6.2024 erhielt die Begabtenförderung des HCAs zusammen mit Oberstudienrat Jochen Schienle und Studienrat Alexander Hadasch die Möglichkeit jene Parallelwelt zu bestaunen. Drei Gründungsmitglieder des Museums führten die Schülerinnen und Schüler durch verschiedenste Räume und Zeitalter, erklärten, demonstrierten und faszinierten. Eine Hundestatue und ein italienischer Sänger entscheiden über den Sieg im Krieg der ersten Tongeräte, die frühen Radios tragen ulkige Namen wie „Bischofsmütze“ oder „Katzenkopf“ – letzteren tauften einige Schülerinnen deutlich passender „Grabstein“ – die Nachkriegszeit bringt den UKW-Empfang als gigantische deutsche Entwicklung. Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten: Hitler liebte nicht nur seinen Hund und das Einverleiben fremden Territoriums, sondern auch die Propaganda. Der Volksempfänger soll als Billigradio die Nazi-Propaganda in alle Haushalte tragen. Passenderweise befindet sich die zugehörige Ausstellung im ehemaligen Atombunker des Postgebäudes.
Da das Fernsehen im Nachkriegsdeutschland noch in den Kinderschuhen steckte, war es dennoch nicht minder entwickelt. Technischer Fortschritt nahm auch hier rasant zu; sowohl vor als auch nach dem zweiten Weltkrieg war Deutschland in vielen Bereichen technisch führend gewesen. Erst in den späten Jahren nach dem Wirtschaftswunder verlagerten sich sowohl Fernseh-, als auch Radioproduktion und -entwicklung in die asiatischen Länder.
In einer etwas abgelegeneren Ecke des Museums wartet dann eine Sensation der deutschen Unterhaltungsbranche auf die Schülerinnen und Schüler: Das Mischpult, an dem Thomas Gottschalk seine Karriere beim Rundfunk begann. Denn wer es nicht wusste, der Starmoderator von „Wetten, dass“ legte ganz zu Anfang im Radio Musik auf.
Viele weitere Abteilungen eröffneten neue Einblicke, doch bald schon wurde es etwas theoretischer, allgemeiner, spaßiger: Der Experimentalbereich des Museums bot allerlei Potential für große und kleine Spielereien. Seien es Blitze, die Musik spielen, Stromerzeugung durch Kurbeln oder lustig-leuchtende Gase; für alle war etwas dabei. Ebenso amüsant: Einige Aufbauten, in denen Superman-Plastikfiguren mittels Hochgeschwindigkeit malträtiert wurden.
Nach mehreren Stunden, die eindeutig zu schnell vergingen, um jeden kleinen Winkel des Museums zu erkunden, ging es dann wieder in Richtung Sulzbach-Rosenberg. Aber wie heißt es so schön. Wenn man nicht geht, kann man nicht wiederkommen. Oder so ähnlich, ich bin nicht so gut mit Sprichwörtern 😉
Felix Stadlbauer (Klasse 11A)
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