Herzog-Christian-August-Gymnasium

Sulzbach-Rosenberg

Exkursion nach „Little Berlin“

Anfang Juli machten sich die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangstufe des Herzog-Christian-August-Gymnasiums Sulzbach-Rosenberg im Rahmen des Geschichtsunterrichts auf zu einer Exkursion ins Deutsch-deutsche Museum Mödlareuth.

Nachdem in der 9. und 10. Jahrgangsstufe sämtliche Themen rund um den 2.Weltkrieg und die Wiedervereinigung im Unterricht behandelt worden waren, konnten wir uns einen Teil dieser Geschichte in Mödlareuth selbst vor Augen führen.

Das kleine Dorf Mödlareuth hat trotz seiner nur ca. 50 Einwohner eine sehr spezielle Geschichte.

Schon vor genau 500 Jahren, im Jahr 1524, wurde Mödlareuth entlang des Tannbaches als Grenze zwischen der Markgrafschaft Kulmbach-Bayreuth und der thüringischen Herrschaft Reuß-Lobenstein festgelegt. Obwohl sich diese Herrschaftsbereiche in ihrer Bezeichnung seitdem oft änderten, blieb die Grenze bestehen. Dies wirkte sich aber bis 1945 kaum auf die Bewohner aus, die sich trotz Verwaltungsgrenze als eine Dorfgemeinschaft sahen.

Als Deutschland aber nach dem Zweiten Weltkrieg in vier Besatzungszonen aufgeteilt wurde, gehörte der Südteil von Mödlareuth zur amerikanischen und der Nordteil zur russischen Zone. Dies bedeutete erste Veränderungen im Zusammenleben: Die Bewohner benötigten nun Passierscheine und durchliefen Kontrollstellen und Passkontrollen, um auf die andere Dorfseite zu gelangen.

Mit der Entstehung der beiden deutschen Staaten 1949 wurde der Tannbach zu einem Teil der Grenze zwischen BRD und DDR, was sich gravierend auf die Bewohner auswirkte. Viele Menschen flüchteten aus der DDR und Mödlareuth wurde zu einem „Hot-Spot zur Flucht“, woraufhin Sperrzonen, Kontrollstreifen und viele bürokratische Hürden auch nach Mödlareuth kamen. Im Laufe der Jahre wurde das Leben im Nordteil des Dorfes völlig kontrolliert – Ausgangssperren, Veranstaltungsverbot und Strafen für direkte Kontaktaufnahmen zur anderen Dorfseite sind hierfür nur wenige Beispiele.

1966 wurde eine Mauer um und durch Mödlareuth gebaut um die Grenzanlage zusätzlich zu sichern und eine Flucht zu erschweren – eine Mauer, die das kleine Dorf Mödlareuth zu „Little Berlin“ machte, wie die amerikanischen Soldaten in der Bundesrepublik es nannten. Trotzdem wurde die innerdeutsche Grenze in Mödlareuth und einigen vergleichbaren grenznahen Orten noch weiter befestigt – mit Beobachtungstürmen, Selbstschussanlagen und Hundelaufanlagen.

Letztendlich konnten, nach vielen Jahren der Trennung und Entfremdung, am 9.Dezember 1989 erste Elemente aus der Mauer herausgebrochen werden, um einen provisorischen Grenzübergang nur für Fußgänger zu ermöglichen. Erst im Juni 1990 wurde die Mauer durch Mödlareuth fast vollständig abgerissen.

Dennoch blieb ein Teil dieser Mauer als Mahnmal des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit bestehen. Heute gehört dieses Fragment zum Deutsch-deutschen Museum Mödlareuth.

Allerdings bleibt eben jenes Museum nicht das einzige Mahnmal in „Little Berlin“. Auch die Bewohner und das Dorf selbst tragen es in sich: In diesem kleinen Ort gibt es etwa zwei verschiedene Autokennzeichen, Bürgermeister, Ferienzeiten, Postleitzahlen und sogar zwei sich deutlich voneinander unterscheidende Dialekte.

Anschließend an diese eindrucksvolle Präsentation sahen wir noch einen hautnahen Film aus und über Mödlareuth, worauf hin der Gruppenleiter uns ins Freie zu den Grenzanlagen führte. Hier folgten noch einige anschauliche Erklärungen und Ergänzungen, wobei wir die Originalgrenze und auch einige Originalelemente, wie Beobachtungstürme, betrachten konnten.

Insgesamt lässt sich der Ausflug in das geteilte Dorf als äußerst lehrreich bewerten. Wir hatten die Möglichkeit, viele Eindrücke zu sammeln, uns anhand eindrücklicher Erzählungen in die Situation der Nachkriegszeit zu versetzen und können nun viel Wissen und viele Eindrücke mitnehmen.

Hanna Zagel, 10C

Anna Grädler, 10C (Bilder)