Vivat lingua Latina!
Im Fach Latein beschäftigen wir uns mit der Sprache der Römer, der Gelehrtensprache Europas von der Antike bis in die Neuzeit.
Wir erkennen, dass ein Großteil der im Deutschen gebräuchlichen Fremdwörter lateinische Wurzeln hat. So ist beispielsweise ein „Computer“ wörtlich betrachtet ein „Berechner“, beim „Addieren“ „fügen“ wir „hinzu“, der „Dozent“ „unterrichtet“ und eine „Laudatio“ ist eine „Lobrede“. Ebenso entdecken wir Lehnwörter, die aus dem Lateinischen in unsere Sprache übernommen wurden. Beispielsweise stammt der Begriff „Fenster“ vom lateinischen Substantiv „fenestra“, die „Bestie“ von „bestia“ (einem „wilden Tier“), das „Fundament“ von „fundamentum“ („Grundlage“) und die „Fabel“ von „fabula“ („Erzählung“). Auch im Englischen findet man zahlreiche Wörter lateinischen Ursprungs, z. B. „patience“ – lat. „patientia: Geduld“, „column“ – lat. „columna: Säule“, „adolescence“ – lat. „adulescentia: Jugend“, „(to) affirm“ – lat. „affirmare: bekräftigen“.
Beim Übersetzen lateinischer Texte üben wir genau hinzusehen, geeignete Wörter und Ausdrücke im Deutschen zu suchen, sie zu prüfen und auszuwählen. Auf diese Weise werden Lesefähigkeit, sprachliche Beweglichkeit und Sicherheit im Ausdruck geübt und verbessert.
Die lateinische Grammatik ist nach dem Baukastenprinzip aufgebaut und aufgrund ihrer logisch nachvollziehbaren Systematik hervorragend geeignet, um zu erkennen, wie eine Sprache funktioniert. So haben Lateinschüler eine gute Basis, um weitere Fremdsprachen zu erlernen oder bereits vorhandene fremdsprachliche Fähigkeiten zu vertiefen.
Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Rumänisch und Französisch sind quasi unterschiedliche Dialekte des gesprochenen Lateins, also Tochtersprachen des Lateinischen.
Zugleich geht es im Fach Latein aber auch um die Wurzeln unserer heutigen Denk- und Lebensweise:
Welche Werte prägen das abendländische Denken seit der Römerzeit?
Wie sollte ein idealer Staat gestaltet sein?
Inwiefern unterscheidet sich die antike römische Gesellschaft von unseren modernen
Gesellschaften?
Ab der 9. Jahrgangsstufe übersetzen wir Originaltexte lateinischer Autoren, die vor ca. 2.000 Jahren lebten. Trotz des großen zeitlichen Abstands erkennen wir, dass die grundlegenden Fragen des Menschseins damals wie heute gleich geblieben sind.
Die antiken Texte regen zum Nachdenken über Themen wie Macht- und Herrschaftsstreben, Kriegsführung, moralische Vorbilder, Redekünstler und
Demagogen, Freundschaft, Liebe und Glück an.
Dabei lernen wir die römisch-griechische Götter- und Sagenwelt sowie verschiedene Literaturgattungen kennen – von Fabel, Biographie, Rede, Briefliteratur, Geschichtsschreibung und Heldengedicht bis hin zu philosophischen und satirischen Texten.
Fazit: Der Lateinunterricht bietet einen Einblick in die kulturellen und geistigen Grundlagen Europas und fördert zugleich grundlegende Fertigkeiten wie sprachliche Kreativität, Beobachtungsgabe, logisches Denkvermögen und sorgfältiges Abwägen von Lösungen.
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